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Leber-Transplantation

Transplant-Zentrum Heidelberg

Die Leber ist das größte Stoffwechselorgan. Sie nimmt lebenswichtige Funktionen im Eiweiß-, Zucker- und Fettstoffwechsel wahr. Sie stellt Gerinnungseiweiße her, verarbeitet die mit der Nahrung aufgenommen Nährstoffe und speichert z.B. Eisen und Vitamine. In der Leber wird die Galle produziert, die zur Ausscheidung von Giftstoffen und zur Aufnahme von Fetten dient. Kurzum die Leber ist lebenswichtig. Ein funktionierendes Ersatzverfahren entsprechend zur Dialyse bei Nierenerkrankungen gibt es bis heute nicht.

Im Jahr 1963 wurde weltweit erstmalig eine Lebertransplantation durch Prof. Starzl in Denver durchgeführt, allerdings zunächst nur mit einer sehr kurzen Überlebenszeit der Patientinnen und Patienten. Mit verbesserter Unterdrückung des Immunsystems (Immunsuppression) konnten Abstoßungen der Leber erfolgreich verhindert werden und die Lebertransplantation wurde zur Erfolgsgeschichte. Die erste Lebertransplantation in Heidelberg wurde am 16. Juni 1987 durch Prof. Herfarth und Prof. Otto durchgeführt. Seitdem wurden bis zum 31.12.2024 über 2200 Lebertransplantationen in Heidelberg durchgeführt.

Eine Transplantation kommt für Patientinnen und Patienten in Frage, wenn ein akutes Leberversagen oder eine fortgeschrittene, chronische Lebererkrankung auftreten und es keine andere, alternative Behandlung gibt. Bei den chronischen Lebererkrankungen kommt es meistens durch eine narbige Umwandlung zur Zerstörung des Lebergewebes (Leberzirrhose) und damit zum Funktionsverlust der Leber. Mit Fortschreiten der Leberschädigung steigt auch das Risiko für Folgeerkrankungen. 

So entwickeln Patientinnen und Patienten nicht selten Bauchwasser (Aszites) oder Krampfadern der Speiseröhre und des Magens (Ösophagus- bzw. Fundusvarizen). Krampfadern sind eine Quelle für akute Blutungen.

Die Ursachen einer Leberzirrhose sind vielfältig. In Deutschland sind die häufigsten Ursachen ein schädlicher Alkoholgebrauch sowie die metabolisch-assoziierte Fettlebererkrankung, gefolgt von Leberentzündungen durch das Hepatitis B- oder Hepatitis C-Virus. Seltenere Ursachen sind autoimmune Erkrankungen der Leber (die autoimmune Hepatitis, die primär sklerosierende Cholangitis und die primäre biliäre Cholangitis) oder angeborene Lebererkrankungen wie die Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit) oder der Morbus Wilson (Kupferspeicherkrankheit).

Der Schwergrad der Erkrankung wird durch den sog. MELD-Score („model of endstage liver disease“, Modell der Lebererkrankungen im Endstadium) und Na-MELD-Score (Natrium-MELD) als Ausdruck des Sterberisikos erfasst. Beide Werte errechnen sich nach einer mathematischen Formel aus den Laborwerten Kreatinin, Bilirubin, INR und Natrium, welcher Ausdruck der Leberfunktion sind. Der MELD-Score und der Na-MELD-Score werden zur Verteilung der Spenderorgane genutzt. Patientinnen und Patienten mit dem höchsten Wert als Ausdruck einer schlechten Leberfunktion stehen oben auf der Warteliste. Die Wartezeit auf der Liste   spielt bei der Leber keine Rolle. In manchen Fällen wird die Dinglichkeit einer Lebertransplantation nicht durch die Leberfunktion und somit nicht durch die Laborwerte abgebildet, z.B. bei Leberkrebs (Leberzellkarzinom) oder bei einer Zystenleber (polyzystische Leber- und Nierenerkrankung). Für diese Patientinnen und Patienten besteht die Möglichkeit, Sonderpunkte zu beantragen. Dann wird der sogenannte matchMELD-Score zugewiesen.

Der Mangel an Spenderorganen ist in Deutschland ein großes Problem, da weiterhin mehr Patientinnen und Patienten auf der Warteliste stehen als Organe verfügbar sind. Eine Möglichkeit, mehr Lebern transplantieren zu können, ist, Organe mit eingeschränkter Qualität vorzubereiten. Dies kann durch eine sog. Perfusionsmaschine erfolgen. Hier werden die Organe außerhalb des menschlichen Körpers an einer Maschine mit Sauerstoff-reicher Lösung oder Blut gespült.