Transplantationen über Barrieren

Unter anderem durchgeführt bei Blutgruppen-Ungleichheit oder Immunisierung

Was ist eine Blutgruppen (AB0)-inkompatible Nierentransplantation?
Eine AB0-inkompatible Nierentransplantation bezeichnet eine Organtransplantation, bei der die Blutgruppen von Spender*in und Empfänger*in nicht kompatibel sind. Normalerweise würden unterschiedliche Blutgruppen zu einer starken Immunreaktion führen, da der Körper des Empfängers die fremden Blutgruppen-Antigene als Bedrohung erkennt und eine Abstoßungsreaktion auslöst. Um dies zu verhindern, wird vor der Transplantation eine spezielle Behandlung durchgeführt, die darauf abzielt, die Antikörper im Blut des Empfängers zu reduzieren bzw. zu entfernen, die gegen die Blutgruppe des Spenders oder der Spenderin gerichtet sind. Zu den gängigen Verfahren gehören Plasmapherese und Immunadsorption (Verfahren zur Entfernung von Antikörpern aus dem Blut), und der Einsatz bestimmter Medikamente wie Rituximab, um die Produktion neuer Antikörper zu hemmen. AB0-inkompatible Transplantationen erweitern die Möglichkeiten für Patient*innen auf der Warteliste, indem sie die Blutgruppenbarriere überwinden. Trotz der erhöhten Komplexität hat sich diese Methode in spezialisierten Transplantationszentren als wirksam und sicher erwiesen, insbesondere wenn keine andere geeignete Option verfügbar ist.

Was ist eine HLA-inkompatible Nierentransplantation?
Die HLA-inkompatible Nierentransplantation ist ein spezielles Verfahren, bei dem ein Organ von einem Spender transplantiert wird, obwohl die Gewebemerkmale zwischen Spender*in und Empfänger*in nicht übereinstimmen. 

HLA steht für „Human Leukocyte Antigen“, eine Gruppe von Proteinen, die auf der Oberfläche von Zellen vorkommen und eine zentrale Rolle im Immunsystem spielen. Sie sind hochgradig divers und stellen daher eine kompliziertere Barriere als die Blutgruppen-Barriere vor; daher ist diese Form der Transplantation komplexer. Sie helfen dem Körper, zwischen eigenen Zellen und fremden Zellen zu unterscheiden. Normalerweise führt eine HLA-Inkompatibilität zu einer verstärkten Immunreaktion, da das Immunsystem des Empfängers die fremden HLA-Moleküle als Bedrohung erkennt. Dies kann in einer Abstoßungsreaktion enden, bei der das transplantierte Organ bis hin zum kompletten Funktionsverlust angegriffen und beschädigt werden kann. Die Wahrscheinlichkeit einer Abstoßung ist höher bei Patient*innen mit spezifischen Antikörpern gegen die HLA-Moleküle des Spenders, den sogenannten Spender-spezifischen Anti-HLA-Antikörpern. Diese Antikörper können durch Schwangerschaften, frühere Transplantationen oder Bluttransfusionen entstehen.

Um eine HLA-inkompatible Transplantation erfolgreich durchzuführen, sind intensive Vorbereitungen notwendig. Zu den gängigen Maßnahmen gehören:

  • Plasmapherese und Immunadsorption: Diese Verfahren werden eingesetzt, um Anti-HLA-Antikörper aus dem Blut des Empfängers zu entfernen.
  • Immunsuppressive Medikamente: Immunsuppressiva wie Rituximab werden verwendet, um die Produktion neuer Antikörper zu reduzieren und die Abwehrreaktion des Immunsystems zu kontrollieren.
  • Induktionsbehandlung: Hochdosierte Medikamente oder Antikörpertherapien werden direkt vor der Transplantation eingesetzt, um die Immunantwort weiter zu dämpfen.

HLA-inkompatible Nierentransplantationen erweitern die Möglichkeiten für Patient*innen, indem sie es erlauben, ein Organ von einem eigentlich nicht kompatiblen Spender zu erhalten. Dies ist besonders wichtig für Personen, die lange auf der Warteliste stehen und keine andere Option haben. Trotz der erhöhten Komplexität und des Risikos sind die Ergebnisse solcher Transplantationen in spezialisierten Zentren wie dem unserem vielversprechend. Die Risiken beinhalten jedoch ein höheres Abstoßungsrisiko, mehr Nebenwirkungen durch die intensiven Immunsuppressionsprotokolle und eine langfristige Belastung des Immunsystems. Dennoch haben fortschrittliche Therapien und engmaschige Nachsorge dazu beigetragen, die Erfolgschancen deutlich zu erhöhen.