Nachsorge

Was geschieht nach einer Nierentransplantation?

Die Nachsorge nach Nierentransplantation ist wichtig, um den langfristigen Transplantationserfolg sicherzustellen. Im Allgemeinen werden die Patienten 1-2 x pro Woche nach der stationären Entlassung in der nephrologischen Ambulanz der Inneren Medizin X gesehen. Bei diesen Besuchen werden die Blutwerte und Medikamentenspiegel bestimmt (Prografspiegel, Kreatinin, Leberwerte, Blutbild, Urinbefunde). Es wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Nachdem sich die Nierenfunktion stabilisiert hat, werden die Nachsorge-Termine weniger häufig durchgeführt und die heimatnahen Praxen in die Versorgung eingebunden.

Am späteren Nachmittag werden die Patienten dann bezüglich ihrer Laborwerte angerufen und die neue Prografdosis wird festgelegt. Es ist wichtig, dass die Prografdosis am Morgen vor der Blutabnahme nicht eingenommen wird, sondern erst nach der erfolgten Blutentnahme. Nur so kann ein zuverlässiger Talspiegel ermittelt werden. Der Talspiegel von Prograf ist üblicherweise in den ersten Monaten nach Transplantation zwischen 7 und 9 ng/ml und später zwischen 5 und 6 ng/ml. 

Neben dem Ultraschall und den Blutentnahmen wird die Wunde inspiziert, zumeist liegt eine primäre Wundheilung vor. Sollte dies nicht der Fall sein, wird der Patient oder die Patientin in der chirurgischen Ambulanz zur Mitbeurteilung vorgestellt. Die Wege sind kurz und damit ist eine optimale Nachsorge nach Transplantation sichergestellt.
Nach einigen Wochen und stabilem Verlauf werden dann die Nachkontrollen weniger häufig in Heidelberg am Transplantationszentrum durchgeführt und die Patienten und Patientinnen in die Obhut ihrer nephrologischen Schwerpunktpraxis übergeben. 

Nach einem Jahr sind die meisten Kontrollen in der nephrologischen Praxis und etwa 2-4 x pro Jahr am Transplantationszentrum bzw. der Inneren Medizin X “Nierenzentrum Heidelberg” des Universitätsklinikums Heidelberg. Neben den üblichen, oben geschilderten Blutentnahmen wird das Blut auch auf Viren (z.B. Cytomegalievirus oder Polyomavirus) untersucht.

Weitere spezielle Blutuntersuchungen umfassen die sogenannten donorspezifischen Antikörper die spätestens nach einem Jahr dann jährlich durchgeführt werden. Die Bestimmung dieser Antikörper ist wichtig, um sogenannte antikörpervermittelte (humorale Abstoßungen) nachzuweisen. Sollte sich bei Patienten mit Polyomavirusreplikation (PCR) oder bei Nachweis von donorspezifischen Antikörpern ein auffälliger Befund ergeben, ist eine Transplantatnierenbiopsie mit eintägigem stationärem Aufenthalt erforderlich. 


Nierentransplantat Biopsie

Wann ist eine Biopsie notwendig? Die Gründe hierfür sind in der Tabelle zusammengestellt

Tabelle folgt:

Die Biopsie erfolgt stationär (eine Übernachtung). Zunächst werden die notwendigen Blutwerte, inklusive der Blutgerinnung, bestimmt. Der Blutdruck wird überprüft und eine Aufklärung über die Risiken der Biopsie wird vorgenommen. Danach wird der Patient stationär aufgenommen und die Biopsie durchgeführt. Nach der Biopsie ist eine Bettruhe von etwa 6 Stunden einzuhalten. Um eine Blutung zu vermeiden, wird mithilfe eines Bauchgurtes und einer unterliegenden elastischen Binde ein gewisser Druck auf die biopsierte Niere ausgeübt. Nach 6 Stunden wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, ergibt diese keinen Bluterguss, darf der Patient wieder aufstehen. Unmittelbar nach der Biopsie kann der Patient bereits wieder trinken bzw. erhält eine Infusion mit Flüssigkeit.
Ist der Urin nach der Biopsie nicht blutig, kann dann eine Mahlzeit eingenommen werden. 

Vor der Biopsie muss der Patient*in mindestens 6 Stunden nüchtern sein.


Abbildung einer Biopsie

Bilder


Ernährung

Essen, Trinken und was ist eigentlich erlaubt

Nach der Transplantation und mit einsetzender guter Nierenfunktion sind die Einschränkungen bezüglich der Ernährung nur gering. Dennoch sind einige Dinge zu beachten, denn als Nierentransplantierter besteht ein höheres Risiko, Infektionen nahrungsmittelbedingt aufzugreifen.
Grundsätzlich sollten alle Nahrungsmittel, die Pilze tragen können (z. B. Schimmelkäse, z. B. rohe Nüsse) vermieden werden. Vermeiden sollte man auch Lebensmittel, die roh verzehrt werden und nicht gewaschen oder gekocht sind. Des Weiteren sollte man auf nicht gegarte Lebensmittel (z. B. Hühnchen) verzichten. Vor allem in den Sommermonaten sollten, z. B. bei Einladungen, auf offene Salate (enthalten z. B. Mayonnaise) verzichten. Sofern die Lebensmittel gewaschen, gekocht oder entsprechend aufbereitet sind können sie jederzeit gegessen werden. Nüsse in Schokolade, abgepackt, abgepacktes Eis etc. kann problemlos verzehrt werden.
Es ist darauf zu achten, dass nach der Transplantation die Gewichtszunahme nicht exzessiv ist. Mit Einsetzen der nahezu normalen Nierenfunktion ist mit einer Gewichtszunahme zu rechnen. Es empfiehlt sich daher, den Kalorienbedarf dem täglichen Verbrauch (z. B. durch Sport ETC.) anzupassen. Nach der Transplantation kann auch ein insulinabhängiger Diabetes entstehen, der dann eine spezielle Beratung in Zusammenarbeit mit einem Facharzt/Fachärztin für Diabetologie erforderlich macht. Grundsätzlich gilt, dass die Ernährung der Situation nach Transplantation angepasst sein sollte allerdings soll auch der Genuss nicht zu kurz kommen. Häufig müssen sich auch ehemalige Dialysepatienten wieder an die normale Trinkmenge von 2-3 Liter gewöhnen.
Alkohol kann in geringen Maßen konsumiert werden. Hier gelten in jedem Fall die Empfehlungen der Ernährungsspezialisten. In jedem Fall sollte Alkohol nur mit Unterbrechungen genossen werden. Auf hochprozentiges Alkoholika sollte in jedem Fall verzichtet werden.


Lifestyle

Sport, Familienplanung und Reisen

Sport:
Nach einer gelungenen Transplantation sollte das Leben so weit als möglich wieder normal geführt werden. Sportliche Betätigungen sind sinnvoll und gewünscht. Hier ist lediglich zu beachten, dass die Bauchdecke etwa 3 Monate bis zur vollständigen Stabilisierung braucht.  (Bitte auf den OP-Link verweisen). Bereits wenige Wochen nach Transplantation kann mit Laufen, Radfahren und sofern die Wundheilung abgeschlossen ist, auch mit Schwimmen begonnen werden. Bauchmuskeltraining kann wie bereits erwähnt nach dem ersten Vierteljahr langsam begonnen werden. Sport ist wichtig, da zum einen die Muskulatur gestärkt wird und dies sich auch günstig auf die Knochengesundheit auswirkt. Es gibt notwendige Medikamente, die sich sowohl auf die Muskulatur und die Knochen auswirken. Daher ist für die Gesundheit des Bewegungsapparates regelmäßige und mit dem Nephrologen beziehungsweise der Nephrologin abgestimmte sportliche Tätigkeit empfehlenswert.

Schwangerschaft:
Eine Organtransplantation schließt eine Schwangerschaft nicht grundsätzlich aus. Ob zu einer Schwangerschaft geraten werden kann, hängt von dem jeweils transplantierten Organ ab. Bezüglich der Nierentransplantation ist eine Schwangerschaft möglich, wenn die Nierenfunktion gut ist (z. B. Kreatininwert unter 1,5 mg/DL), keine wesentliche Proteinurie besteht und der Blutdruck gut kontrolliert ist. Wir haben in Heidelberg eine langjährige Erfahrung mit Schwangerschaften nach Nierentransplantation. In den allermeisten Fällen ist die Schwangerschaft sowohl für die Mutter als auch für das Kind gut verlaufen. Dennoch ist zu erwähnen, dass das Risiko der Frühgeburtlichkeit besteht, die Kinder „Small for D (also zu leicht“ im Vergleich zur Schwangerschaftsdauer) und das Gestose-Risiko der Mutter im Vergleich zu gleichaltrigen Frauen mit normaler Nierenfunktion erhöht ist. Wir raten dringend zur Mitbetreuung an der Universitätsfrauenklinik in der sogenannten Risikoschwangeren-Sprechstunde.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Anpassung der Immunsuppression und der anderen notwendigen Medikamente. In keinem Fall dürfen z. B. Everolimus, CellCept, Myfortic, Rapamycin während der Schwangerschaft eingenommen werden. Daher ist es wichtig, vor einer geplanten Schwangerschaft die Immunsuppression in Abstimmung mit dem behandelnden Nephrologen/Nephrologen abzustimmen.

Reisen:
Auch für transplantierte Patienten sind Reisen möglich. Innerhalb Europas sind Reiseziele im Regelfall unproblematisch. Die medizinischen Standards in den benachbarten europäischen Ländern sind vergleichbar zu unseren Standards in Deutschland. Die Medikamente sind im Regelfall dort ebenfalls zur Verfügung stehend. Bezüglich Ernährung gilt das Gleiche, wie im Abschnitt weiter oben erwähnt. Bei Übersee-Reisen sollte die Medikamenteneinnahme (Immunsuppressiva), den dortigen Zeit-Zonen angepasst werden. Diese Umstellung sollte nach Ankunft unverzüglich erfolgen. Nach der Rückkehr nach Deutschland wäre dann wieder die Medikamenteneinnahme nach unserer Zeitzone möglich. 
Reisen in tropischer oder subtropischen Länder sollten in jedem Fall eine tropenmedizinische Beratung vorausgehen. Dies gilt sowohl für die Reiseapotheke als auch für notwendige Impfungen (Link zu Impfungen). Dabei ist wichtig zu beachten, dass Lebendimpfstoffe nach der Transplantation nicht verabreicht werden dürfen. Bei Reisen sollte immer eine Diagnosen Liste (z. B. letzte Arztbrief), ein Medikationsplan und ein Medikationsvorrat mitgenommen werden. Im Regelfall gibt es keine Probleme mit dem mitgeführten Medikationsvorrat. Die aus der Diagnosen Liste hervorgehenden Diagnosen/Behandlungen sind aufgrund der Terminologie in Europa aber auch über Sie im Regelfall gut zu verstehen, auch wenn keine Übersetzung vorliegt.


Komplikationen

Was ist zu tun bei Komplikationen in der Langzeit Nachsorge?

Auch nach einer gelungenen Nierentransplantation kann es zu Komplikationen kommen. Welche sind die häufigsten Komplikationen?

Infektionen:
Aufgrund der Immunsuppression sind Infektionen nach Transplantation nicht selten. Dies liegt daran, dass die Immunsuppression die heute angewandt wird, ausgezeichnet gegen eine Abstoßung wirkt, aber auch das Immunsystem so weit einschränkt, dass es eben zu schweren Infektionen kommen kann. Andererseits ist es so, dass viele Nieren transplantierte Patienten selten oder nie eine schwere Infektion bekommen. Insofern ist es wichtig, rechtzeitig schwere Infektionen zu erkennen und wirksam zu behandeln. Besonders bei Fieber, klinischen Symptomen wie z.B. Husten, Durchfall, unklaren Brust- oder Bauchschmerzen sollte sich ein*e Transplantierte*r umgehend in der zentralen Notaufnahme des Universitätsklinikums oder direkt in der Inneren Medizin X “Nierenzentrum Heidelberg” vorstellen. Bei Infektionen wird neben den Blutwerten und bildgebender Diagnostik (z.B. Röntgen der Lunge oder Ultraschall) auch nach Infektionen im Blut gesucht. Dazu werden sogenannte Blutkulturen angelegt und auf bestimmte Viren, die nach Transplantation auftreten können, gesucht.


Verletzungen, Erkrankungen oder Operationen

Wie werde ich als Nierentransplantierte*r versorgt, wenn ich nach gelungener Transplantation zuhause eine interkurrente Erkrankung habe?

Nach einer erfolgten Nierentransplantation können verschiedene Erkrankungen auftreten, die nicht direkt mit der Transplantation assoziiert sind. Z. B. können im Rahmen von Unfällen Knochenbrüche, Hautverletzungen u.ä. vorkommen. 

Sollte sich ein Unfallereignis ergeben, ist es wichtig, auch nach Einlieferung in ein heimatnahes Krankenhaus Kontakt mit dem Transplantationszentrum in Heidelberg aufzunehmen, um gegebenenfalls die Therapie mit den dortigen Kolleginnen und Kollegen abzustimmen oder sie nach Heidelberg / Nierenzentrum zu übernehmen. 

Dabei ist zu bedenken, dass Immunsuppressiva z. B. Myfortic oder CellCept Wundheilungsstörungen auslösen können und oft Unsicherheit besteht, ob eine befristete Pause bestimmter Immunsuppressiva vertretbar ist.
Dies gilt auch für geplante Operationen.


Impfungen

Welche Impfungen sind vor und welche nach Transplantation sinnvoll und notwendig?