Nierentransplantation
Wann kann man nierentransplantiert werden und wie kommt man auf die Transplantations-Warteliste?
Grundsätzlich kann jeder Dialysepatient auf die Transplantationsliste aufgenommen werden. Voraussetzung hierfür ist die Dialysepflicht gemäß den Vorgaben der Bundesärztekammer. Vor Aufnahme sind eine Reihe von Untersuchungen durchzuführen, die auch sicherstellen, dass außer der Dialysepflicht der Transplantatempfänger/Transplantatempfängerin medizinisch geeignet ist. Die Liste ist als Anlage abgelegt. (Bitte Link einfügen / Abklärungsbogen).
Wartelistenposition
Wo stehe ich auf der Warteliste zur Nierentransplantation?
Die Position auf der Warteliste für eine Nierentransplantation kann von verschiedenen Faktoren abhängen, darunter die Dringlichkeit der Transplantation, die Übereinstimmung der Gewebemerkmale zwischen Spender*innen und Empfänger*innen sowie medizinische und immunologische Kriterien. Hochimmunisierte Patient*innen, die eine besonders schwierige Übereinstimmung aufweisen, profitieren oft von speziellen Programmen wie dem Acceptable Mismatch Programm von Eurotransplant.
HU Meldung
Was ist eine HU Meldung zur Nierentransplantation bei Eurotransplant?
Eine HU-Meldung (High Urgency) bei Eurotransplant ist eine spezielle Kennzeichnung für Patient*innen, die aufgrund einer akuten, lebensbedrohlichen Situation dringend eine Organtransplantation benötigen. Bei einer HU-Meldung wird der Patient oder die Patientin auf der Warteliste als besonders priorisiert eingestuft, was bedeutet, dass die Organsuche und -zuteilung mit höchster Dringlichkeit durchgeführt wird. Die Kriterien für eine HU-Meldung sind streng geregelt und müssen von den behandelnden Ärzt*innen entsprechend den Richtlinien von Eurotransplant sorgfältig überprüft und dokumentiert werden.
Nach Prüfung der Unterlagen liegt die Entscheidung über eine HU-Meldung bei Eurotransplant.
Listung
Wie ist der Ablauf um auf die Transplantationsliste aufgenommen zu werden?
Vor einer Listung wird zunächst einmal ein ausführliches Vorgespräch in der Nephrologie mit dem Dialysepatienten/Dialysepatientin durchgeführt, dabei werden grundlegende Dinge wie die Operation, die operativen Risiken, die Immunsuppression, die Nebenwirkungen der Immunsuppression, die notwendigen Blutentnahmen (Blutgruppe und Immunologie) besprochen bzw. durchgeführt. Ist der Dialysepatient/die Dialysepatientin nach dem Gespräch weiter an der Transplantation interessiert, erfolgt dann die Ausgabe der Liste für die notwendigen Voruntersuchungen. Alternativ können auch die Untersuchungen zum größeren Teil stationär in wenigen Tagen durchgeführt werden.
Nach Vorliegen der Blutgruppe, der immunologischen Befunde und der Listungsuntersuchungen erfolgt dann die Aufklärung vor der Transplantationskommission. Diese Aufklärung erfolgt immer dienstags ab 13 Uhr, da hier ein gesamtes Board an Fachmitarbeitern und Fachmitarbeiterinnen (Chirurgie, Nephrologie, Psychosomatik, externer Nephrologe, Koordinator*innen) anwesend sein müssen. Sollte sich im Rahmen der Aufklärung keine neuen Aspekte mehr ergeben, kann dann die Listung zur Nierentransplantation zeitnah erfolgen.
Die Listung ist dann erfolgt, wenn von Eurotransplant eine entsprechende ET-Nummer vorliegt, diese wird dem Wartelistenpatienten oder der Wartelistenpatientin dann auch übermittelt.
Wartezeit
Wie lange ist die Wartezeit bis zur Transplantation?
Die Wartezeit ist in Deutschland zwischen 6 und 10 Jahren. Es besteht eine erhebliche Diskrepanz zwischen Spende-Organen und Patienten auf der Warteliste. Grundsätzlich ist darauf hinzuweisen, dass die Wartezeit immer ab Dialysebeginn zählt, egal ob die Aufnahme auf die Warteliste zu diesem oder einem späteren Zeitpunkt erfolgt ist. Die Wartezeit ab Dialysebeginn bedeutet aber NICHT, dass man mit Dialysebeginn bereits wartegelistet ist, hier gilt der Vorgang der oben geschildert wurde.
Verteilung
Wie ist die Verteilung von Spender-Nieren geregelt?
Die Verteilung von Spender-Nieren erfolgt durch EUROTransplant in Leiden. Eurotransplant ist eine internationale Organisation, die für die Vermittlung von Spenderorganen in acht europäischen Ländern zuständig ist. Sie koordiniert die Transplantationen zwischen Spender*innen und Empfänger*innen, um eine möglichst gerechte und effiziente Verteilung der Organe zu gewährleisten. Dabei werden medizinische Dringlichkeit, regionale Verfügbarkeit und Gewebekompatibilität und Wartezeit berücksichtigt. Durch ein zentrales Computersystem werden Daten erfasst und analysiert, sodass innerhalb kürzester Zeit geeignete Empfänger*innen identifiziert werden können.
Die Verteilung erfolgt nur über EUROTransplant und die angeschlossenen Transplantationszentren haben auf die Verteilung keinerlei Einfluss. Sie werden erst nach Auswahl der Empfänger*in über das Angebot einer Niere informiert. Es wird pro potenziellem Empfänger immer nur eine Niere vermittelt und auch transplantiert. Es gibt wenige Ausnahmen, bei denen beide Spender-Nieren angeboten werden. Das hinterlegte System nennt sich ETKAS (European Kidney Allokation System).
Nach einer Spendermeldung an EUROTransplant erfolgt dort ein Abgleich mit allen auf dieser Liste stehenden Dialysepatienten, die auf eine Nierentransplantation warten. Es werden für verschiedene Richtwerte (z.B. Gewebeübereinstimmung, Wartezeit, Entfernung zur vom Spender-Krankenhaus zum Transplantationszentrum u.a.) Punkte vergeben, die dann addiert für einen der Empfänger*innen den jeweils für genau diese Spenderniere höchsten Punktwert ergibt. Das Transplantationszentrum an dem der Empfänger*in gemeldet ist, erhält dann die Information und Aufforderung, diese Person zu kontaktieren und zur Transplantation einzubestellen. Kann diese Person aus z.B. medizinischen Gründen nicht transplantiert werden, muss eine umgehende Rückmeldung vom Transplantationszentrum an EUROTransplant erfolgen und die nächste Person, das heißt die mit der zweithöchsten Punktzahl, erhält dann wie oben geschildert das Nieren-Angebot.
Neben dem ETKAS gibt es noch weitere Zuteilungs-Algorithmen. Diese sind die folgenden:
- ET-Senior – für Menschen auf der Warteliste, die älter als 65 Jahre sind
- Ein Sonderbonus (in Punkten) für Kinder bis 18 Jahre
- AM-Programm für Menschen, die bereits hohe Antikörper-Titer gegen bestimmte Gewebe (HLA) Merkmale haben und die eine Niere nur unter bestimmten immunologischen Voraussetzungen erhalten können