Vorgang der Nierentransplantation

Was geschieht, wenn eine Spenderniere zur Verfügung steht und die Einbestellung in das Transplantations-Zentrum erfolgt?

Zunächst müssen Sie sich unverzüglich in das Transplantationszentrum begeben. Sie fahren am besten mit einem Taxi, ein Beförderungsschein wird dem Transporteur vor Ort ausgestellt.

Sie begeben sich dann auch die Station E0 (gegebenenfalls an der Pforte nach dem Weg dorthin fragen) und melden sich bei dem diensthabenden Arzt oder der diensthabenden Ärztin. 

Nach der Aufnahme erfolgt die Prämediaktion durch die Anästhesie und die Aufklärungen durch chirurgischen Kolleginnen und Kollegen als auch nochmals durch den oder die diensthabenden Nephrologen und Nephrologinnen. 

Parallel dazu erfolgt die Kreuzprobe oder Crossmatch, bei dem die Gewebeverträglichkeit abschließend geprüft wird.


Crossmatch

Wie funktioniert eine Verträglichkeitsprüfung (Crossmatch) vor einer Transplantation?

Die Verträglichkeitsprüfung, auch bekannt als Crossmatch oder X-Match, ist ein entscheidender Schritt im Vorfeld einer Organtransplantation. Sie dient dazu, sicherzustellen, dass die Wahrscheinlichkeit von Abstoßungsreaktionen minimiert und Erfolgschancen der Transplantation maximiert werden.

Ablauf des Crossmatches

1. Entnahme der Proben
Für die Crossmatch-Untersuchung werden Blutproben sowohl von der/dem Spender*in als auch von der/dem Empfänger*in benötigt. Die Probe der Empfänger*innen enthält Antikörper, die potenziell gegen die Gewebemerkmale des Spenders*innen gerichtet sein könnten.

2. Reaktion der Zellen
Im Labor werden die weißen Blutkörperchen (Lymphozyten) der Spender*innen mit dem Blutserum des Empfängers*innen gemischt. Das Ziel ist es, zu beobachten, ob Antikörper im Serum des Empfängers*innen auf die Zellen des Spender*innen reagieren. Diese Untersuchung erfolgt in dem Institut für Immunologie der Universität Heidelberg.

3. Analyse der Reaktion
Die Mischung wird unter kontrollierten Bedingungen analysiert. Wenn die Antikörper des Empfangenden gegen die Lymphozyten des Spendenden reagieren und eine Bindung eingehen, spricht man von einem positiven Crossmatch. Dies deutet auf eine Unverträglichkeit hin und zeigt, dass die Gefahr einer akuten Abstoßungsreaktion besteht. Dann darf die Niere nicht transplantiert werden. Sollte keine Reaktion auftreten, ist das Crossmatch negativ, was auf eine Verträglichkeit hinweist.

Bedeutung des Crossmatch
Die Ergebnisse des Crossmatches haben direkte Auswirkungen auf die Entscheidung, ob eine Transplantation durchgeführt werden kann. Ein positives Crossmatch schließt die Möglichkeit einer Transplantation in der Regel aus, da es auf ein hohes Risiko einer akuten Abstoßungsreaktion hinweist. Ein negatives Crossmatch hingegen bedeutet, dass die Immunantwort der Empfänger*innen gegenüber dem Spenderorgan wahrscheinlich unproblematisch ist.

Wenn die notwendigen Voruntersuchungen und das Crossmatch negativ sind, wird dann die Transplantation durchgeführt. 


Skalpell - Der Film

Nützliches Wissen über die OP

Die Operation betreffend, verweisen wir auf den Film „Skalpell bitte“, bei dem der operative Vorgang detailliert dargelegt wird. 


Details zur Operation:

Die Operation einer Nierentransplantation ist sowohl für die Nierenspende von der Warteliste als auch für die Nierenlebendspende gleich. Die Operation wird in Vollnarkose durchgeführt und dauert etwa 3-5 Stunden. 

Nach der Operation wird der Patient oder die Patientin auf die Station E0 verlegt und verbleibt dann die nächsten 2-4 Tage auf der chirurgischen Überwachungsstation.

Um die Niere zu transplantieren, wird im Unterbauch, entweder rechts oder links, ein bogenförmiger (Hockey) artiger Schnitt durchgeführt. Die Niere wird an die Beckenblutgefäße (Arterie und Vene) angeschlossen und die Durchblutung wird wiederhergestellt. In den meisten Fällen fängt die Niere schon während der Operation oder kurz danach mit der Produktion von Urin an. Der Eingriff wird dann mit der Implantation des Harnleiters in die Harnblase fortgesetzt. 

Um die Funktion der neuen Niere jederzeit prüfen zu können, wird ein sogenannter SJ-Katheter in das Nierenbecken des Nierentransplantats eingelegt und durch die Haut nach außen ausgeführt. Dieser sogenannte SJ-Katheter wird nach 1 Woche gezogen. Weiterhin liegt eine Drainage, an der transplantierten Niere um eventuelles Wundwasser in den ersten Tagen abzutransportieren. 

In der Blase selbst liegt ein durch die Bauchdecke eingeführter Katheter, der dann nach einigen Tagen ebenfalls gezogen wird, wenn die Blase entleert werden kann und die Urinmenge 150-200 ml beträgt, um die Miktionsfrequenz erträglich zu halten.

Die Operation wird mit dem Lagern der Niere auf dem sogenannten Lendenmuskel und dem anschließenden Bauchdeckenverschluss beendet.

Lymphozele (Wund Wasseransammlungen) nach Transplantation:
Etwa jeder zehnte Patient hat nach Transplantation eine Wundwasseransammlung zwischen Blase und Niere. Das liegt an der Schaffung einer künstlichen Höhle neben der Blase, in der die transplantierte Niere untergebracht wird. Zumeist ist diese Wund-Wasseransammlung harmlos, gelegentlich muss aber eine Drainage eingelegt werden, um das Wundwasser zu entfernen. Sollte der Zustrom von Wund-Wasser nicht versiegen, kann auch eine Operation notwendig sein. Bei dieser Operation wird eine Verbindung zwischen der Nieren-Loge und dem Bauchfell hergestellt, sodass das Wundwasser in die Bauchhöhle abfließen und dort aufgenommen werden kann.


Abstoßungsreaktionen

Kann eine Niere abgestoßen werden und wie ist die Immunsuppression?

Können Abstoßungen nach Nierentransplantation auftreten?

Eine Abstoßung nach einer Nierentransplantation ist eine immunologische Reaktion des Körpers auf das transplantierte Organ. Das Immunsystem erkennt die transplantierte Niere als fremd und versucht, sie zu bekämpfen, ähnlich, wie es bei Krankheitserregern der Fall wäre. Dies kann zu einer Schädigung der transplantierten Niere führen und deren Funktion beeinträchtigen. Mit relevanten Abstoßungsreaktionen ist heutzutage in unter 10 % zu rechnen.

Abstoßungsreaktionen können in verschiedenen Formen auftreten:

  • Akute Abstoßung: Diese tritt meist innerhalb von Tagen bis Wochen nach der Transplantation auf und ist oft durch eine plötzliche Verschlechterung der Nierenfunktion gekennzeichnet. Sie kann in den meisten Fällen durch eine Intensivierung der immunsuppressiven Therapie behandelt werden.
  • Chronische Abstoßung: Diese entwickelt sich über Monate oder Jahre und führt zu einer fortschreitenden Verschlechterung der Funktion des transplantierten Organs. Sie ist schwieriger zu behandeln und kann letztlich zum Verlust der Niere führen.

Um das Risiko einer Abstoßung zu minimieren, erhalten Patient*innen nach einer Transplantation immunsuppressive Medikamente, die das Immunsystem kontrollieren und die Wahrscheinlichkeit einer Abstoßung verringern. Regelmäßige Überwachung und frühzeitige Intervention sind entscheidend, um eine erfolgreiche Funktion der transplantierten Niere zu gewährleisten.


Biopsie

Zweck und Durchführung

Eine Transplantatnierenbiopsie wird immer dann durchgeführt, wenn eine Funktionsverschlechterung des Nierentransplantats festgestellt wurde. Dann muss geklärt werden, ob eine Transplantatabstoßung, eine Virusinfektion oder eine Toxizität bestimmter Medikamente vorliegt. Das bedeutet, eine Biopsie wird immer dann durchgeführt werden, wenn daraus eine therapeutische Konsequenz ergibt.
Die Biopsie wird unter lokaler Betäubung vorgenommen (Foto einfügen). Zunächst wird durch Blutwerte sichergestellt, dass keine Blutgerinnungsstörung vorliegt. Der Blutdruck muss unter 140/90 mmHg sein und die Niere muss vollständig mit Ultraschall einsehbar sein.

Die Nierenbiopsie wird unter Ultraschallkontrolle durchgeführt. Zunächst werden die Haut und die Unterhaut lokal betäubt und mit einem kleinen Einschnitt der Haut-Widerstand reduziert. Unter Sicht des Ultraschallgerätes wird dann die Biopsienadel an den Nierenrand herangeführt und die Biopsie vorgenommen.
Nachdem das Biopsie-Material geborgen ist, wird es umgehend in das Institut für Pathologie überbracht. Innerhalb von 24 Stunden haben wir dann bereits ein vorläufiges Ergebnis.

Nach der Biopsie wird der Patient oder die Patientin in das Zimmer zurückgebracht. Um eine Nachblutung zu vermeiden, wird für 6 Stunden eine elastische Binde mithilfe eines Bauchgurtes auf die biopsierte Niere verbracht. Nach 6 Stunden wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Sollte sich kein Bluterguss ergeben, wird der Bauchgurt entfernt und die Bettruhe ist dann beendet.

Welche Komplikationen können im Rahmen einer Biopsie entstehen?: 

  • Blutung an der Biopsie Stelle
  • Blutung ins Nierenbeckenkelchsystem
  • Verletzung von Nachbarorganen
  • Eine Infektion 

Zusammengenommen ist das Risiko einer Komplikation im Bereich von 1:500-1000. Daher ist die Biopsie unter Ultraschallkontrolle ein sehr sicherer Eingriff.

 


Abstoßungsreaktionen können in verschiedenen Formen auftreten:
  • Akute Abstoßung: Diese tritt meist innerhalb von Tagen bis Wochen nach der Transplantation auf und ist oft durch eine plötzliche Verschlechterung der Nierenfunktion gekennzeichnet. Sie kann in den meisten Fällen durch eine Intensivierung der immunsuppressiven Therapie behandelt werden.
  • Chronische Abstoßung: Diese entwickelt sich über Monate oder Jahre und führt zu einer fortschreitenden Verschlechterung der Funktion des transplantierten Organs. Sie ist schwieriger zu behandeln und kann letztlich zum Verlust der Niere führen.

Um das Risiko einer Abstoßung zu minimieren, erhalten Patient*innen nach einer Transplantation immunsuppressive Medikamente, die das Immunsystem kontrollieren und die Wahrscheinlichkeit einer Abstoßung verringern. Regelmäßige Überwachung und frühzeitige Intervention sind entscheidend, um eine erfolgreiche Funktion der transplantierten Niere zu gewährleisten.


BANFF

Was ist die BANFF Klassifikation von Abstoßungen?

Die BANFF-Klassifikation ist ein international anerkanntes System, das entwickelt wurde, um die Diagnose, Bewertung und Klassifizierung von Transplantatabstoßungen zu standardisieren. Es wurde erstmals 1991 im kanadischen Banff etabliert und wird regelmäßig aktualisiert, um die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu berücksichtigen. Die BANFF-Klassifikation basiert auf einer Kombination von morphologischen, immunologischen und klinischen Befunden, die aus der Biopsie des transplantierten Organs gewonnen werden. Es gibt mehrere Hauptkategorien, die folgende Aspekte bewerten:

  • Akute zelluläre Abstoßung (ACR): Charakterisiert durch das Vorhandensein von Immunzellen, wie Lymphozyten, in den Tubuli, Glomeruli oder Blutgefäßen der Niere. Die Schweregrade reichen von mild bis schwer.
  • Antikörper-vermittelte Abstoßung (AMR): Diese Form der Abstoßung wird durch spezifische Antikörper gegen das transplantierte Organ verursacht. Die Diagnostik umfasst histologische Befunde, immunologische Tests und die Identifikation von Komplementprodukten wie C4d.

Immunsuppression

Welche immunsuppressiven Medikamente werden nach einer Nierentransplantation verwendet?

Nach einer Nierentransplantation werden typischerweise folgende immunsuppressive Medikamente verwendet, um das Risiko einer Transplantatabstoßung zu minimieren:

  • Calcineurin-Inhibitoren: Dazu gehören Ciclosporin und Tacrolimus, welche die Aktivität der T-Zellen unterdrücken. Diese Medikamente werden nach Blutspiegel-Messung eingestellt.
  • Antiproliferative Medikamente: Mycophenol-Säure oder Azathioprin werden eingesetzt, um die Vermehrung der Lymphozyten zu hemmen.
  • mTOR-Inhibitoren: Medikamente wie Sirolimus oder Everolimus, die die Zellproliferation und das Wachstum hemmen. Diese Medikamente werden nach Blutspiegel-Messung eingestellt.
  • Steroide: Prednisolon wird häufig in den ersten Wochen nach der Transplantation in hoher Dosierung und manchmal langfristig in niedriger Dosierung verwendet.
  • Antikörpertherapien: Basiliximab oder Antithymozytenglobulin können in speziellen Fällen zum Einsatz kommen, insbesondere zur Induktionsbehandlung oder bei akuten Abstoßungen.
  • Belatacept: Zusätzlich zu den bereits genannten Medikamenten wird auch Belatacept, ein kostimulatorischer Signalhemmer, der die Aktivierung die T-Zellen blockiert, verwendet. Er wird häufig als Alternative zu Calcineurin-Inhibitoren in bestimmten Patientengruppen eingesetzt, insbesondere bei Personen mit eingeschränkter Nierenfunktion oder erhöhtem Risiko für nephrotoxische Nebenwirkungen. Wie bei allen immunsuppressiven Therapien wird auch Belatacept individuell abgestimmt und oft im Rahmen einer Kombinationstherapie verabreicht.

Die Auswahl und Kombination dieser Medikamente wird individuell auf die Bedürfnisse der Patient*innen abgestimmt, um eine Balance zwischen Immunsuppression und Nebenwirkungen zu gewährleisten.

Was ist eine Tripleimmunusppression nach Nierentransplantation?

Eine Tripleimmunsuppression nach Nierentransplantation bezeichnet die Verwendung dreier immunsuppressiver Medikamentenarten, die in Kombination angewendet werden, um die Abstoßungsreaktion des transplantierten Organs effektiv zu verhindern. Üblicherweise umfasst diese Therapie:

  • Calcineurin-Inhibitoren
  • Antiproliferative Medikamente
  • Steroide